Speicherseeprojekt Schwarzköpfle

Riesiger Speichersee im Hochmontafon sprengt alle Dimensionen

Als ob es nicht schon genug wäre, soll im Skigebiet Silvretta Nova bei St. Gallenkirch (Montafon, Vorarlberg) unterhalb des Schwarzköpfles eine landschaftsästhetisch besonders reizvolle Hochmoorlandschaft mit seltenen bzw. potentiell gefährdeten alpinen Pflanzenarten einer monströs dimensionierten Speicheranlage für die künstliche Schneeerzeugung weichen. Der geplante Speichersee, seitens der Antragssteller verniedlichend als „Speicherteich“ benannt, würde inkl. Nebenanlagen auf einer Fläche von 65.000 m2 (entspricht ca. 8 Fußballfeldern) nordöstlich des Schwarzköpfles auf 2.100 müA im Bereich einer markanten glazialen Verflachung errichtet werden. Das nutzbare Fassungsvermögen soll 307.200 m3 betragen. Im Vergleich zu den mittlerweile in Vorarlberg realisierten Speicherseeprojekten übersteigen die Dimensionen dieses Projektes alles bisher Dagewesene. Allein der Geländeabtrag umfasst 180.000 m3. Laut dem negativen naturschutzfachlichen Gutachten ist die Erweiterung der Schneeerzeugungsanlage mit massiven, langfristig wirksamen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Trotz einschlägiger Schutzbestimmungen (Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der EU und § 25 GNL) wird damit ein über Jahrtausende gewachsener Moorkörper irreversibel zerstört. Auch ist davon auszugehen, dass die lokale Amphibienfauna nachhaltig beeinträchtigt wird.

Bau des Speichersees Hohes Licht / Damüls

Wie sich anhand dieses Projektes wieder einmal zeigt, hat sich der fortgesetzte Ausbau der großen Skigebiete längst schon zum naturzerstörerischen Selbstläufer entwickelt. Hierin spiegelt sich auch die Zahnlosigkeit des Landesnaturschutzes und des auf einer EU-Direktive beruhenden UVP-Rechtes wider. Einer Naturschutzgesetzgebung, der seitens Behörden und Politik in allzu vielen Fällen kein öffentliches Interesse zugestanden wird und die in Genehmigungsverfahren gegen alle Regeln demokratischer Fairness den Kürzeren zieht, ist de facto mehr totes als lebendiges Recht. Immerhin findet jetzt mit Umweltlandesrat Johannes Rauch endlich ein führender Politiker den Mut, das geplante Vorhaben als das zu bezeichnen, was es ist: hirnrissig. Dafür gebühren ihm Respekt und Anerkennung. Auch wenn derzeit die günstige Naturschneesituation in höheren Lagen gegen einen Wandel des Klimas zu sprechen scheint, haben viele Orte gerade den wärmsten Jänner seit Messbeginn erlebt. Das technische Aufrüsten gegen die Folgen des Klimawandels wird sich daher aus kostenmäßigen und ökologischen Gründen irgendwann totlaufen. Danach bleiben nur noch eine kaputte Landschaft und Bauruinen zurück. Und die hierfür Verantwortlichen werden dann längst über alle Berge sein. Angesichts der landes- und alpenweiten Erschließungsspirale ist das betreffende Speicherprojekt keine regionale Angelegenheit mehr. Um weiterer Naturzerstörung vorzubeugen, sollte jetzt – wie von LR Rauch gefordert – durch die Politik eine breite öffentliche Diskussion über die Grenzen und Leitziele des Wintertourismus angestoßen werden. Auch braucht es zwecks Stopfen gesetzlicher Schlupflöcher dringend eine Adaptierung der rechtlichen Grundlagen im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes.

Markus Petter